Road Trip – The Lao style

30 01 2014

Wir sind heute früh aufgestanden, um pünktlich um 8.30 Uhr, vom Chef unseres Guesthouses persönlich zum Busbahnhof gebracht zu werden. Dort angekommen standen bereits zwei Minivans bereit, die beide zu unserem heutigen Ziel, Luang Prabang, fahren sollten. Die bereits anwesenden nationalen und internationalen Fahrgäste wechselten noch zwischen den einzelnen Fahrzeugen hin und her – scheinbar war man sich noch unsicher, wer wo sitzt und wann welcher Bus fährt. Nachdem ich die abgefahrenen Vorderreifen des einen Minivans erspäht hatte und daraufhin sämtliche Profiltiefen des anderen gecheckt hatte, war mir dies egal und ich wusste, welches Fahrzeug wir nehmen. Mir war die Erzählung der zwei deutschen Mädels vom Vortag noch lebhaft in Erinnerung, was die Straßenverhältnisse zwischen Luang Prabang und hier betrafen.

Also verstauten wir unser Gepäck auf dem Dach des Minivans und stiegen ein. Zu uns gesellten sich noch zwei Deutsche, zwei Mönche (jeglicher göttliche Beistand kann hier nie verkehrt sein) und zwei Laoten sowie der Fahrer.  Es ging pünktlich los und es wurde noch ein kleiner Tankstopp eingelegt. Ziemlich schnell stellte ich fest, dass die Bereifung zwar in Ordnung war, dafür aber die Stoßdämpfer im Fonds nicht für diese Belastung (Ausländer mit Gepäck) ausgelegt waren. Auch die Staubwolken, die an uns vorbei durch das Auto zogen, waren nicht nur Staub, sondern Abgase vom Auspuff, wie sich bald an unseren schwarzen Nasen zeigen sollte.

Wie angekündigt war das erste Stück Straße in einem brauchbaren Zustand. Komischerweise brachen wir mit unserem Minivan keine Geschwindigkeitsrekorde. Bergauf – okay, untermotorisiert kann ja mal passieren, aber auch bergab versuchte unser Fahrer nur selten diesen Umstand wieder auszugleichen, was dafür sprach, dass auch die Bremsen nicht so dolle sein konnten. So langsam keimten in uns Deutschen die Zweifel, ob die Strecke denn in der veranschlagten Zeit von 8 bis 9 Stunden zu schaffen ist, vor allem weil das schlechte Stück Straße erst noch kam. Aber wir hatten uns viel zu erzählen und eine Menge Spaß auf den Rückbänken, allerdings wurde auch die Luft immer schlechter….

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Die Straßenverhältnisse wurden so wie man sie uns beschrieben hatte, aus Asphalt wurde ein Konglomerat aus Asphalt, staubiger Schotterpiste und Schlaglöchern. Unser Auto wurde auch nicht schneller, eher das Gegenteil, wir wurden inzwischen nicht mehr nur von Geländewagen überholt, vornehmlich mit chinesischen Kennzeichen, sondern auch von Kleintransportern, Reisebussen und ausgewachsenen Lkws. Das ständige überholt  werden führte dazu, dass es im Auto immer wärmer wurde, die Lüftung war ausgestellt und jetzt mussten auch die Fenster wegen des Staubs der vorbeifahrenden Fahrzeuge ständig geschlossen werden.  Der Zustand der Langsamkeit konnte also nicht an der Straße liegen. Beim Zurückblicken durch die getönte Heckscheibe erahnten wir das Problem, wir zogen eine tiefschwarze Abgaswolke hinter uns her. Auch unser Fahrer hatte das Problem erkannt und versuchte durch wiederholtes kurzes Anhalten am Straßenrand und Motorabstellen das Problem zu lösen. War das Gefälle zum Anfahren für das geschwächte Auto zu steil, mussten wir alle bis auf den alten Mönch vorne rechts aussteigen und einige hundert Meter laufen bis ein Weiterfahren mit Passagieren wieder möglich war. Wobei jeweils wieder eine schwarze Wolke aus dem Auspuff kam und die Startgeräusche des Motors nichts Gutes verheißen ließen.

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Zum Mittag waren wir am Busbahnhof von Udomxai – somit sind wir wohl noch im Zeitplan?! Unser Fahrer schien hier sein Stammrestaurant zu haben. Nach Begutachtung der Essensstände stand für uns fünf fest, dass die warmen Mahlzeiten für uns nicht in Frage kommen, zumindest nicht wenn man noch sechs Stunden im Bus sitzt.

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Wir nutzten die Pause, um zu erfragen, was denn ein lokaler Bus nach Luang Prabang kostet und wie lange er braucht. Wir entschieden uns aufgrund des Zeitvorteils unserem Minivan treu zu bleiben, deckten uns mit Chips, Keksen und Obst ein und stiegen um zwanzig vor zwei wieder in den Minivan um weiter zufahren. Ein fataler Fehler. Die Probleme und Lösungsansätze des Fahrers blieben die gleichen, nur das sie jetzt mehr Ausflugscharakter bekamen. Die Pause zum Motor abkühlen wurde jetzt genutzt, um an einem Straßenstand ein frisch geschlachtetes Reh zu begutachten.

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Es schien nicht das Gefallen des Fahrers zu finden, jedenfalls fuhren wir weiter, ohne das etwas gekauft wurde. Wir waren von dieser Aussicht auch nicht sonderlich begeistert, schließlich war es warm im Auto und wir hatten mit den Abgasen und dem Staub schon genug zu kämpfen. Wo ein Straßenstand ist, da kommt auch bald ein Zweiter. Wir zogen mal wieder eine schwarze Rauchwolke hinter uns her und stoppten abermals. Hier gab es eine größere Auswahl an Frischfleischprodukten, die scheinbar so gut sein musste, dass neben dem Fahrer auch die laotischen Mitreisenden begeistert ausstiegen. Im Nachhinein betrachtet eigentlich der einzige Moment des Tages an dem die Laoten überhaupt eine Regung zeigten. Auch wir betrachteten die Fleischauswahl recht interessiert. Dank dessen, dass die verschiedenen Tierchen noch nicht gehäutet und teilweise im Stück verkauft wurden, war eine Bestimmung des Fleisches möglich. In der Auslage waren unter anderem vorhanden: (Wild-) Schwein, Marder, Huhn und Gleithörnchen. (Die biologische Bestimmung an dieser Stelle erfolgt nach dem, was den Tieren am nächsten kommt.)

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Es fielen die Kaufentscheidungen und nacheinander flogen ein Huhn, ein Flughund in unser Auto und die halbe Rippe des Wildschweins landete im Kofferraum. Wir freuten uns der zu erwartenden Düfte. War das jetzt die Notverpflegung für uns alle – sollten wir noch größere Probleme bekommen?

Wir setzten unsere Fahrt  mit der zu erwartenden Rauchwolke fort. Die Schlaglöcher wurden schlimmer und so wunderte es uns nicht, als bei einem weiteren Schlagloch auf einmal die Kofferraumklappe aufsprang. Erst durch wildes Gestikulieren unsererseits wurde der Fahrer überhaupt aufmerksam, ein riesen Spaß für die Laoten. Versuche des Fahrers, die Klappe zu schließen scheiterten. Kurzerhand wurde von unserer Gepäcksicherung ein Seil entfernt und die Kofferraumklappe notdürftig verschlossen. Nun mussten wir also auch noch Angst um unser Gepäck auf dem Dach haben!

Die lustige Fahrt ging weiter, hin und wieder legten wir noch ein paar Zwangsstopps ein und kamen unserem Ziel aber aufgrund des Wahnsinnstempos doch leider nur geringfügig näher. Bis wir dann an einer Steigung abermals stoppten und beim erneuten Anlassen die Batterie endgültig ihren Dienst versagte. Alle Versuche unseres Fahrers blieben erfolglos. Er war auch nur Fahrer und nicht mehr, konnte sich oder uns also auch nicht wirklich weiterhelfen. Wir hatten nicht nur eine Panne, sondern ein Problem. Ich konnte mir in etwa vorstellen, wo das technische Problem lag aber es kam das Sprachproblem hinzu. Der Fahrer merkte nach einer Zigarettenlänge, das Motor abkühlen, Luftfilter auseinander bauen, rumfummeln am Anlasser und starten des Motors im Stand nicht weiterhalfen. Man kam auf die Lösung das Auto anzuschieben, auf Grund der Steigung im Rückwärtsgang. Auch das half nichts, ich hatte den Eindruck, dass der Fahrer nicht wusste wie er das Auto richtig zu starten hatte. Derweil versuchten wir Fünf bereits die ersten Fahrzeuge anzuhalten, in der Hoffnung, dass uns irgendwer mitnehmen könnte. Leider ohne Erfolg. Sollte das Phänomen “Panne” in Laos unbekannt sein?

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Wir machen diese Reise ja zur Völkerverständigung, kommen wir an dieser Stelle also zum Thema Hilfsbereitschaft. Wir haben hier an anderer Stelle dazu schon etwas gebloggt. Was geschah also in dieser Situation? Dem gemeinen Laoten geht es schlicht so schlecht, dass er für (Pannen-)Hilfe keine Zeit hat und/ oder so treu sein Pflichten nachkommt, dass unvorhergesehene Ereignisse ihn überfordern. Da half auch Wedeln mit dem Geldschein nicht. Die zahlreichen Chinesen, die uns in ihren fetten Bonzenschlitten in Kolonne passierten, winkten fröhlich aus dem Fenster, fotografierten uns Westler fleißig und fuhren nach kurzem abbremsen weiter (für das bessere Foto). Gut, man muss wissen, Chinesen fotografieren einfach alles und scheinen kein Liegenbleiben zu kennen.

Fazit nach kurzer Zeit: Sämtliches Winken, Handzeichen, Daumen raustrecken half wenig. Nur einige wenige hielten und konnten oder wollten einem nach kurzer Konservation nicht helfen und fuhren weiter. Ein paar Mal schien es fast soweit, dass wir jemanden überzeugen konnten, uns mit zunehmen, dann drängelte sich aber jedes mal unser Fahrer dazwischen, sagte etwas auf Laotisch oder drängte uns von der Straße und der Angehaltene setzte seine Fahrt fort. Der Minivan war jetzt bereits gedreht und wir schoben ihn in entgegengesetzter Richtung von Luang Prabang weg, den Berg hinunter. Aber alle Startversuche schlugen fehl und das Auto kam immer wieder mit einer Bremsspur am staubigen Seitenrand zum Stehen. Unser Fahrer erkannte scheinbar, dass auch er jetzt aktiv werden muss und für eine alternative Transportmöglichkeit sorgen sollte. Somit hielt er einen richtigen Reisebus an, keine Ahnung was er denen erzählte, der Bus setzte seine Fahrt fort und hatte sogar noch reichlich freie Plätze, wie wir erschreckender Weise beim Vorbeifahren feststellen mussten. Leider reagierten wir hier zu langsam. Die Laoten währenddessen nahmen die Situation regungslos gelassen hin. Kirsten unternahm derweil den verzweifelten Versuch, bei unserem Guesthouse in Luang Nam Tha anzurufen und ihnen dort unser Dilemma zu berichten. Dazu hat sie es tatsächlich geschafft, sich das Handy von unserem Fahrer zu leihen. Am Telefon versprach man uns Hilfe, ein Ersatzminivan sollte angeblich aus Udomxai kommen und in ca. einer Stunde da sein. Zwischenzeitlich versuchte Thomas sich nochmal als Fahrer und daran, den Minivan beim Hinunterrollen des Berges noch einmal zu starten. Leider scheiterte auch er, und die einzige Folge war nur, dass wir nun noch weiter bergabwärts hinterher laufen mussten. Das Auto kam schließlich vor der nächsten Steigung endgültig zum Stoppen. Zum Glück der Laoten befand sich an dieser Stelle ein Haus, und unsere Mitreisenden schlossen fröhlich Freundschaft mit den dort Ansässigen. Inzwischen war es 15:45h, wir resignierten mit unseren Versuchen, weitere Autos anzuhalten und hofften auf das Ersatzvehikel. Was ist nun aber eigentlich aus dem alten Mönch geworden, der nach dem endgültigen Aus auch aus dem Auto ausstieg und sich erst Mal seelenruhig mit seiner Zigarette ins Gras hockte? Wir waren nun ja schon wieder etliche hundert Meter bergab gelaufen. Hockte er dort etwa immer noch oder wurde zumindest er schon mitgenommen? Nein, nach einiger Zeit kam er als Sozius auf einem Moped zu uns zurück und setzte sich mit einer Zigarette stoisch ins Gras… Die Zeit verging, kein Ersatz in Sicht.

Wir trauten unseren Augen nicht, als auf einmal ein französisches Wohnmobil angefahren kam. Die Verzweiflung mussten sie uns angesehen haben, denn sie hielten an und boten ohne Umschweife an, uns mitzunehmen. Der Haken an der Sache, ihr Ziel war nicht Luang Prabang, sondern das kleine Örtchen Nong Khiaw, das etwas abseits unserer Route lag. Wir entschieden  uns jedoch dafür, Hauptsache vorankommen und dann am nächsten Tag von dort einen neuen Versuch in Richtung Luang Prabang zu starten. Unser laotischer Fahrer hatte inzwischen auch mitbekommen, dass wir nun tatsächlich eine Mitfahrgelegenheit gefunden hatten (mit der er sich im Übrigen nicht verständigen konnte) und kam in eiligen Schritten auf uns zu, um uns zu überzeugen, dass ein Ersatzminivan auf dem Weg sei und um 18h da sein soll. Weitere Wartezeit zu diesem Zeitpunkt: 1,5 Stunden. Das Problem: wir hatten bis nach Luang Prabang aber immer noch mindestens 4 Stunden vor uns und um 23h gibt es in Laos sozusagen eine Sperrstunde, zu der mehr oder weniger alles dicht macht. Da wir alle noch keine Unterkunft gebucht hatten, war die Aussicht bei (voraussichtlich) späterer Ankunft ggf. auf der Straße übernachten zu müssen nicht so prickelnd und so sahen wir zu, dass wir unser Gepäck in das Wohnmobil schafften.

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Dort wurde es nun voll, denn aus dem Wohnmobil lugten auch 3 Kinderköpfe hervor. Eine fünfköpfige Familie aus Frankreich, die für ein Jahr in ihrem Wohnmobil auf Reisen durch den nahen Osten und Asien ist (http://rebolasiatriptour.blogs-de-voyage.fr/)! Die beiden großen Jungs, Nathan(10) und Clément (8), freuten sich über ihre neuen Spielkameraden und schon waren wir alle in einer Partie Uno und Phase 10 verwickelt.  Mit an Bord war dann noch die kleine Lise, 5.

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Leider wurden die Straßenverhältnisse nicht besser, das Wohnmobil fuhr zwar etwas schneller, aber dennoch ging es nur schleppend voran. Auch die Franzosen hatten den Straßenzustand unterschätzt und so waren wir bei Einbruch der Dunkelheit immer noch kilometerweit von unserem neuen Ziel entfernt. Die Kinder wurden langsam müde und so entschieden wir, in einem nächst größeren Ort nach Gästehäusern für uns Ausschau zu halten, da die Franzosen ihre Reise dann auch nicht mehr fortsetzen wollten. Uhrzeit: 20h. Diesmal war das Glück aber eindeutig auf unserer Seite. In dem wahrscheinlich einzigem Guesthouse vor Ort verstand uns keiner und somit scheiterte zwar die Unterkunftssuche, aber wir erspähten dabei einen Reisebus und nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten war klar, dass dieser nach Luang Prabang fährt, noch 5 Plätze frei hat und angeblich in zwei Stunden da sein sollte. Wir entschieden uns, es drauf ankommen zu lassen, da die Franzosen die Fahrt sonst nur für uns fortgesetzt hätten und das wollten wir ihnen nicht zumuten. Merci beaucoup an dieser Stelle für die tolle Hilfsbereitschaft und eine trotz allem lustige Fahrt in ihrem Wohnmobil. Wir bewundern den Mut und die Abenteuerlust und wünschen den Fünfen alles Gute und viel Glück auf ihrer weiteren Reise!!!

Zu unserer Überraschung waren es dann auch keine normalen Sitze in dem Reisebus, sondern jeder bekam eine Schlafkoje für umgerechnet 5 Euro! Wider Erwarten erreichten wir tatsächlich gegen 22.15h nach 14 Stunden Reisezeit Luang Prabang. ENDLICH! Schnell ein Tuktuk in die Altstadt, denn es musste ja nun noch schnell eine Unterkunft her. Die ersten Versuche scheiterten, finally fanden wir aber ein nettes Zimmer und sanken total erledigt um Mitternacht ins Bett. Was für ein Abenteuer!



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