Luxus-Bussen*) im Outback

27 05 2014

*) bussen = norddeutsch, umgangssprachlich für Übernachten in einem zum Schlafen geeignetem Kleinbus, ähnlich wie zelten für Übernachten im Zelt.

P1100456 (800x600)Wir haben es geschafft. Nicht nur, dass wir in den letzten drei Wochen das australische Outback von Adelaide (South Australia) bis Darwin (Northern Territory) und dann bis Cairns (Queensland) durchquert haben, begonnen hatte es damit, dass wir den wohl letzten verfügbaren HI-TOP Campervan (er bekam schnell den Spitznamen Saufziege) in ganz Adelaide gemietet haben, der wahrscheinlich auch das dienstälteste Mietfahrzeug mit den meisten Kilometern in ganz Australien war. Wir hatten also ein Auto mit Erfahrung bekommen. Nachdem wir uns dann mit ausreichend Lebensmittel und australischen Weinen eingedeckt hatten und unser Camper vollgetankt war, konnte unser Roadtrip nun beginnen.

Das Outback begann dann für uns überraschenderweise viel früher als eigentlich erwartet:  Stellten wir uns in Adelaide doch noch vor, bis Port Augusta an der Küste entlang durch recht dicht besiedeltes Gebiet zu fahren, war damit aber bereits am Ortsausgang von Adelaide Schluss und es begann die große Weite. Der Eindruck änderte sich dann auch in den nächsten drei Wochen nicht mehr. Rote Erde, mal mit Gestrüpp, mal kleine Bäume oder nur Grassteppen, die bis zum Horizont und noch weiter reichten. Die “Ortschaften” liegen hunderte Kilometer weit auseinander und sind meistens nur eine Ansammlung von ein paar Häusern, dahinrostenden ausgedienten Maschinen und Fahrzeugen und einer Tankstelle. Wenn einer meint, in unserer Heimatstadt ist wenig los, dem empfehlen wir einen Trip hier her. Nun ist das weite Land aber nicht gänzlich verlassen. In dieser kargen sonnenverwöhnten Gegend wird Viehhaltung betrieben, und da die Weiden fast nie eingezäunt sind, ist immer mit einer Rinderherde auf dem Highway zu rechnen. Die Farmen, sogenannte Stations, zu denen die Tiere gehören, liegen dann nochmal 30 km oder gerne auch mehr links und rechts von der Straße ab im Busch. Neben den Rindern gab es auch viele Kängurus zu sehen. Zu Anfang leider alle leblos statt springend am Straßenrand. Es bestätigte uns, möglichst nicht in der Dämmerung zu fahren. Später sahen wir sie dann auch durch die Gegend springen. Für uns am wichtigsten geworden, sind die Tankstellen/Raststätten, sogenannte Roadhouses. An nahezu jedem auf unserer Route haben wir gestoppt und unserer Saufziege neuen Kraftstoff spendiert. Liegen die Oasen des Outback doch in der Regel um die 250 Kilometer auseinander und es wird angeraten bei halbvollem Tank aufzufüllen. Während wir in Adelaide noch für günstige 1,48 AUD /Liter tanken konnten, schnellten die Spritpreise mit jedem Kilometer weiter ins Outback in die Höhe und so mussten wir wohl oder übel auch mal für 2,20 AUD / Liter tanken. Übernachtet haben wir in der Regel auf  gratis Rastplätzen entlang des Stuart Highways. Hier gab es nichts als Einsamkeit und Dunkelheit um uns herum, mal abgesehen von den anderen Campern und ab und zu einem Roadtrain, der durch die Nacht rauschte. Grandiose Sonnenauf- und untergänge und ein wahnsinnig toller Sternenhimmel inklusive.

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Unser erstes Ziel lag mitten im rotem Herzen des Kontinents, der Uluru-Kata Tjuta National Park mit dem Uluru und dem Kata Tjuta. Auf dem Weg dorthin, immer entlang des Stuart Highways, stoppten wir am dritten Tag unseres Outbackabenteuers in dem staubigen Wüstenort Coober Pedy, machten eine Führung durch eine Opalmiene mit und besuchten eine Kirche, die in die Erde gebaut war. Coober Pedy war schon von weitem an den Abraumhalden der diversen Minen zu erkennen, nahezu jeder ist hier damit beschäftigt nach Opal zu suchen und somit sind inzwischen ca. 3 Mio. Explorationsbohrungen um den Ort in die Erde gebohrt, so dass man ganz leicht von der Erdoberfläche verschwinden kann, wenn man nur ein paar Schritte vom Highway weg macht. Um die hohen Tagestemperaturen zu ertragen, gruben die ersten Opalsucher sich Löcher in die Erde als Wohnhöhlen und somit gibt es noch heute mehrere Untertagekirchen, -hotels und –shops. Ein wenig ärgern taten uns die wahnsinnig vielen Fliegen, die wir schon vom Vorabend kannten und die zu dutzenden an uns klebten und um uns herumschwirrten. Inzwischen machten wir uns auch nicht mehr über die Leute mit Dschungelhut und integriertem Moskitonetz lustig…. Leider zog sich diese Plage auch noch die nächsten Tage hin, so dass das Wedeln mit den Händen bei unseren Wanderungen zum Standard wurde.

Am Abend des vierten Tages erreichten wir dann das Touristen-Resort Yulara mit Hotel, Campingplatz, Supermarkt, Tankstelle etc. Es ist Ausgangspunkt für alle Touren in den noch ca. 20 km entfernten Uluru-Kata Tjuta National Park und weil alle hier schlafen müssen, ist es auch extra teuer… Das erhoffte Farbspiel auf dem Felsgestein des Uluru während des Sonnenunterganges, eines der Highlights, weswegen wohl alle hier her kommen, blieb leider aus, es war zu bewölkt. Am nächsten Morgen standen wir dann früh auf, um wenigstens das Farbspiel beim Sonnenaufgang zu erleben, aber auch dieses war wenig spektakulär.

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Nun schon zwei Mal von diesem für die Aborigines heiligen Ort enttäuscht, entschieden wir uns zum Kata Tjuta/ Mt Olga zu fahren, bevor die Tagestemperaturen zu hoch werden. Dort machten wir eine Wanderung durch die spektakuläre Schlucht, was uns sehr gut gefiel und uns mehr ansprach als “nur” den Rundweg um den Uluru zu laufen.

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Am Nachmittag verließen wir den Park und fuhren bis zum nächst gelegenen Roadhouse, bei dem man gratis campen konnte. Am nächsten Tag stand ein Abstecher zum Kings Canyon an, den wir immer entlang des Canyon-Rands unter der glühenden heißen Outbacksonne erwanderten. Abstecher bedeutet hier einen Hin- und Rückweg von 338 km. Schön war ‘s!

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P1100517 (800x600)Einen Tag später der nächste Stopp: Alice Springs mit seiner lebendigen Aborigine-Kultur. Hier war es für uns vor allem an der Zeit, die Vorräte aufzustocken. Alice Springs hat aber auch mehrere kleinere Sehenswürdigkeiten, von denen wir uns für die Alice Springs School of the Air entschieden. Da auch die Schulwege, wie alles im Outback, sehr weit sind, können Kinder, die mehr als 50 km von der nächsten Schule entfernt wohnen, online zu Hause unterrichtet werden. Sie leben auf Farmen, Polizeistationen, Ranger-Stationen und im Busch, denn die vielen Gemeinden der Aborigines haben zwar ein staatliches Schulhaus und angestellte Lehrer, lernen aber in ihrer Gemeinde häufig kein ausreichendes Englisch. In Alice Springs ist die Älteste von mehreren Schools of the Air eingerichtet. Keine Schule im eigentlichen Sinne, sondern ein Gebäude, das im Inneren mehr an ein Hörfunkstudio erinnert. In mehreren Studios werden gleichzeitig die unterschiedlichen Klassenstufen “unterrichtet”. Der Unterricht wird seit Anfang des neuen Jahrtausend nicht mehr über Radio, sondern über das Internet per Livestream übertragen. Diese Neuerung bedeutete einen Quantensprung für die Lehrmöglichkeiten. Die Schule versorgt eine Fläche von ca. 1,3 Mio km² und die am weitesten weg wohnenden Schüler sind ca. 1000 km entfernt. Zusätzlich gibt es Hausbesuche durch die Lehrkräfte und vier Mal im Jahr kommen für eine Woche die Kinder und Familien für besondere schulische Aktivitäten in Alice Springs zusammen. Das war ein wirklich lohnenswerter Stopp.

Die nächsten 500 km versüßten wir uns mit vielen kurzen Stopps: eine Mangofarm (lecker Eis zum zweiten Frühstück), Barrow Creek mit einer der originalen Telegraphenstation auf der ehemaligen Telegraphenlinie zwischen London und Adelaide, tanken im UFO- Hotspot von Australien Wycliffe Well (hier werden in erstaunlicher Regelmäßigkeit UFO´s gesichtet) und die beindruckenden Devils Marbels, “gestapelte” Granitfelsen. Geschlafen wird in Tennant Creek, diesmal zwecks Strom und Dusche auf einem Campingplatz.

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Das nächste Ziel sollte das Städtchen Katherine sein. Am Tag neun schafften wir es bis kurz davor und legten einen Stopp an den Thermal- Pools von Mataranka ein. Das Wasser hätte zwar kühler sein können für eine richtige Abkühlung bei den inzwischen tropischen Temperaturen, aber auch so tat ein Bad mal wieder gut. In Katherine blieb es dann bei einem Besuch der Touristeninformation und beim Einkaufen (und Saufziege bekam natürlich etwas zu trinken), denn wir entschieden uns gegen wandern in der Katherine Gorge und für ein kühles Bad an den Edith Falls, gleichzeitig unser Übernachtungsstopp. Hier gibt es mehrere Wasserfälle, von denen einer in einen großen See fällt, in dem es sich herrlich schwimmen lässt.

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Am nächsten Morgen ging es dann weiter in den Kakadu Nationalpark. Er umfasst die Landschaftsformen Wetlands (Feuchtgebiete), tropischen Regenwald und das Arnhem Land Escarpment. An den anderthalb Tagen im Park machten wir verschiedene kurze Wanderungen zu bedeutenden Aborigines Felsmalereien und verschiedenen Wasserlöchern und Seen. Die landschaftliche Umgebung war sehr reizvoll, aber leider konnten wir nicht alle vorher auserkorenen Stellen im Park besuchen, da überraschenderweise vieles wegen Überflutung und Unpassierbarkeit der Wege noch gesperrt war. Es ist zwar jetzt Trockenzeit, aber die letzte Regenzeit war dann doch noch nicht so lange her. Leider hatten wir auch immer noch keine Krokodile zu Gesicht bekommen.

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Um das zu ändern hielten wir auf dem Weg nach Darwin am nächsten Morgen am Adelaide River und machten eine Bootstour, bei der es etliche Salzwasserkrokodile, die größten Krokodile der Welt zu sehen gab. Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass es sich hier um die Jumping Crocodile Tour handelte, bei der die Krokodile mit halben Schweinsköpfen angelockt werden, um sich diese dann mit einem Sprung aus dem Wasser zu ergattern. Um die Mittagszeit kamen wir dann in der tropischen Küstenstadt Darwin an. Wir hatten es geschafft, das Outback war ein Mal durchquert. Unser Besuch beschränkte sich jedoch auf einen Stadtspaziergang, da die Campingplätze alle sehr teuer sind und weit außerhalb des Stadtzentrums liegen. Als Ausgangs- oder Endpunkt einer Outback- Reise ist Darwin sicherlich ganz nett, aber wir verließen Darwin noch am selben Abend und fuhren zurück auf dem Stuart Highway Richtung Süden.

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Der zweite Teil unseres Outback- Trips geht von Darwin zurück bis kurz vor Tennant Creek. Dort biegen wir nach Osten ab, um über Mount Isa und Townsville nach Cairns zukommen. Zeit: 7 Tage, kann und muss reichen, schließlich müssen wir den Mietwagen zurück bringen. Da es weiterhin schwülwarm war, teilten wir unsere Route so ein, dass wir möglichst täglich in irgendein Wasserloch springen konnten. Smiley

Als erstes Ziel statteten wir dem Litchfield Nationalpark mit riesigen Termitenhügeln und vielen Wasserfällen mit ihren zum schwimmen einladenden Wasserlöchern einen Besuch ab. Am zweiten Tag ging es nach einer Runde joggen und schwimmen in den Wangi Falls (ja, so kann der Tag gerne beginnen) schon wieder weiter und weil´s auf der Hinfahrt so nett war, hielten wir noch einmal bei den Edith Falls.

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Tags darauf war dann wieder Katherine der Ort der Wahl zum Einkaufen, und diesmal ging es auch in die Katherine Gorge, einem felsigen Canyon, durch den der Fluss fließt. Hier wanderten wir den Nachmittag über und grillten im Anschluss mit deutlichem Sicherheitsabstand zu den abertausenden Flying Foxes, die in den Bäumen hingen. Achso, geschwommen im Fluss sind wir natürlich auch nach der schweißtreibenden Wanderung!

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Am nächsten Morgen war der erste Halt die Bitter Springs von Mataranka. Das sind heiße Thermal- Quellen mit ein konstanten Wassertemperatur von 32°C, wo man sich etliche hundert Meter vom warmen Wasser den Fluss hinuntertreiben lassen kann, umgeben von Palmen und Farnen und sonstigen tropischen Allerlei links und rechts am Ufer. Nachdem wir dann nach dem Frühstück weiter gefahren sind, mussten wir um die Mittagszeit tanken. Bei diesem Stopp wurden wir von einer Australierin angesprochen, ob wir zwei Mädels Richtung Cairns mitnehmen könnten. Die zwei Belgierinnen waren mit ihrem (gekauften) Campervan liegengeblieben und hatten vom örtlichen Mechaniker nach einem Minicheck die Aussage bekommen, ihr Fahrzeug sei endgültig tot, aber sie bekämen noch 100 AUD für die Reifen. Alles klar…. Da wir solche Situationen ja inzwischen selbst schon auf unserer Reise erlebt haben, boten wir unsere Hilfe an. Inzwischen hatte die Australierin jedoch noch ein weiteres australisches Paar um Hilfe gebeten und nun versuchten ihr Mann Terry und der Hobbymechaniker Bernie dem Campervan der Mädels neues Leben einzuhauchen. Nach zwei Stunden und mehrmaligen Anschleppen mit unserem Camper war es dann geschafft, der Motor heulte wieder und wir alle hatten eine Einladung von der besorgten und hilfsbereiten Australierin zum Übernachten, wenn wir wieder in Sydney sind. Leider wissen wir nicht, ob die Geschichte dann tatsächlich gut aus ging, denn am verabredeten Übernachtungsstopp waren wir dann doch die einzigen…..

P1100805 (800x600)Die letzten 4 Tage unseres Outback-Trip verbrachten wir mit fahren, denn außer, dass zu unseren bisherigen Landschaftseindrücken riesige Grassavannen und je mehr wir uns der Küste näherten auch Wälder und Bergketten hinzu kamen, passierte nicht wirklich viel. Zwei mal übernachteten wir noch im Outback und die letzte Nacht schon auf einem Rastplatz an der East Coast. In der Bergbaustadt Mount Isa ließ man uns kurz vor Ladenschluss noch für lau in der Touristeninformation duschen, aber ansonsten wird die Strecke vom Stuart Highway bis nach Townsville an der Küste nicht von touristischen Sehenswürdigkeiten von Weltrang gesäumt. Leider ließen wir das gute Wetter im Outback zurück. An der Küste war es ganz schön bewölkt und es regnete. Soviel zum Empfang im Sunshine State Queensland. Am Vormittag des letzten Tages kamen wir schließlich in Cairns an, luden den Camper aus und bezogen ein kleines Hostelzimmer. Nachmittags trennten sich dann die Wege von uns und Saufziege. Sie hat uns zuverlässig mit ihren 543000 km noch weitere 7857 km quer durchs Outback an unser Ziel gebracht, ohne zu mucken!



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