“This is Burma…

10 03 2014

… it is quite unlike any place you know about.” (Rudyard Kipling)

Wir haben ein weiteres Land erreicht, welches auf unserer Wunschliste in der letzten Zeit immer weiter nach oben gerutscht ist: Myanmar (früher Birma/Burma)! Ein Land, das jahrelang durch ein Militärregime gebeutelt und von der westlichen Welt isoliert worden ist; ein Land, das durch Menschenrechtsverletzungen aufgefallen ist, woraufhin seitens der westlichen Länder mit Sanktionen reagiert worden ist; ein Land, das zu dem ärmsten Ländern Asien gehört; ein Land, das sich erst seit kurzem dem Tourismus öffnet, aber bei allen Reisenden große Begeisterung auslöst. Wie wir später auch feststellen, sind es vor allem die Leute, die das Land ausmachen, und das Reisen hier zu einem wahren Highlight werden lassen. Es wird bestimmt in Teilen recht abenteuerlich werden, da die touristische Infrastruktur einfach noch nicht so gegeben ist wie in den anderen asiatischen Destinationen, aber wir freuen uns darauf, zu den (noch) vergleichsweise wenigen Touristen zu gehören und das Land in seiner Ursprünglichkeit zu erleben.

Gleich am Flughafen von Yangon sammeln wir die ersten Eindrücke. Alles wirkt noch einmal etwas fremdländischer als in unseren Reisezielen davor. Die Männer, egal welchen Alters, tragen vornehmlich Röcke, den sogenannten Longhi. Uns fallen die vielen Inder auf, aber bis Indien ist es nun auch nicht mehr weit. Kurios ist, dass das Lenkrad auf der rechten Seite ist, gefahren wird aber auch rechts. Und es gibt tatsächlich keine Mopeds! Angeblich wurden diese von einem hohen Militär nach einem Unfall mit seinem Auto und einem Moped aus der Stadt verbannt. Wir sind in dem Land der tausend Pagoden und so dauert es nicht lange, bis wir auf dem Weg in die Stadt die ersten goldenen Pagoden sehen. Anders als in den anderen asiatischen Länder fallen uns auch die vielen Mietwohnhäuser im Zentrum mit ihren schäbigen, heruntergekommenen Fassaden auf.

P1080051 (600x800)P1080044 (800x600)

Wir sind drei Tage geblieben, mehr als ausreichend lange, um sich die Stadt anzuschauen und sich auf das “Leben” in Myanmar einzustimmen. Den ersten Nachmittag vertrödeln wir in unserem schlichten, aber sauberen Hotelzimmer mit shared bathroom. Für das, was das Hotel bietet, mit 35 US$ gnadenlos überteuert. Aber das soll uns in Myanmar noch öfter begegnen. Ein einfaches Frühstück ist inklusive, welches im Erdgeschoss in einem Ladengeschäft für Mobiltelefone serviert wird! Am späten Nachmittag machen wir uns dann doch noch auf und laufen ohne wirkliches Ziel durch Yangon, um weitere Eindrücke von dieser Stadt zu kriegen. Bei unserem Fußmarsch fallen uns dann überall auch die “myanmarischen Kaugummiflecken” auf den Straßen und Gehwegen auf. Die Männer kauen hier die Betelnuss, gemischt mit Kalk oder Tabak, was je nach Gemisch entweder eine beruhigende oder anregende Wirkung hat. Unschöner Nebeneffekt: überall rote Spuckflecken, und dazu führt jahrelanges Betelnusskauen zu kaputten nicht schönen rotbraunen Zähnen.

An der Botataung Paya, eine Pagode am Yangon River,  geraten wir in eine Prozession, bei der Väter ihre festlich gekleideten Kinder und Frauen Obstkörbe und Pflanzen in den Tempel tragen. Wie wir später erfahren, handelte sich hierbei um die feierliche Aufnahme der Kinder ins Kloster. Uns fällt auf, dass die Frauen und Kinder eine gelbe Paste im Gesicht tragen. Dies ist “Thanakha”, das als Sonnenschutz dient oder einfach für eine schöne Haut sorgen soll.

P1070999 (600x800)P1080004 (600x800)

Im “Strand (Luxus-) Hotel” tauschen wir einen kleinen Teil unserer mitgebrachten US$ gegen Kyatt ein. Somit können wir uns zwar endlich etwas zu trinken kaufen, wissen aber immer noch nicht, wie es mit dem Geld in Myanmar funktioniert. Laut Reiseführer von 2011 gibt es keine Geldautomaten und man soll seine US$, die man aus dem Ausland mitgebracht hat, auf dem Schwarzmarkt tauschen, weil es dort den besten Kurs gibt. Inzwischen ist es aber so, dass es ausreichend Geldautomaten gibt (zumindest auf den Touristenrouten), die auch ausländische Karten akzeptieren. Die spucken dann Kyatt aus, der überall gerne genommen wird. Größere Beträge wie Hotelzimmer kann man aber auch in Dollar bezahlen. Somit ist die Sorge um Zahlungsmittel kein Thema mehr.

Nach langem Suchen finden wir auch ein Lokal zum Abendessen, das uns einigermaßen zu sagt. Es ist indisch und der Besitzer (?) erklärt und zeigt uns Unschlüssigen seine Currys. Das ist doch mal eine vertrauensbildende Maßnahme. Das Essen war dann richtig indisch, ganz lecker und mit 2.200 Khyatt (= 1,67 € für zwei Gerichte inkl. zwei Getränken) doch mal wirklich günstig! Dann haben wir den langen Rückweg zum Hotel angetreten, der keinesfalls langweilig war, denn die Straße war gesäumt von unterschiedlichen Straßenständen. Es machte den Eindruck, dass die meisten Geschäfte auf der Straße und nicht in Läden statt finden.

Am nächsten Tag setzen wir unseren Stadtspaziergang vom Vortag an der Sule Pagode fort. Hier ist einer der Hauptumsteigepunkte für die zahlreichen, eigentlich schrottreifen, Stadtbusse. Immer, wenn eine Haltestelle angefahren wird, ruft der Companion das Fahrtziel des Busses aus, um so die potenziellen Fahrgäste in den Bus zu kriegen. Wir beobachteten das ein Weile, endlich ohne ständig angesprochen zu werden, etwas zu kaufen. Das große Plus in Myanmar. Ein kurzer Abstecher zu einer jüdischen Synagoge, und über einen Markt mit frischen Obst und Gemüse geht es dann zum Bogyoke Aung San Markt, einer riesigen Markthalle mit allerlei Souvenir-, Schmuck- und Stoffläden.

Sule Pagode Park und SiegessäuleChinesischer Tempel  Bogyoke Aung San Markt

Am späten Nachmittag fahren wir dann zur Shwedagon Pagode, dem Wahrzeichen von Yangon, um hier das Farbspiel beim Sonnenuntergang zu genießen. Das zieht natürlich zahlreiche Touristen an, neben den unzähligen gläubigen Buddhisten, die im Uhrzeigersinn ihre Runden um die Pagode ziehen und an den vielen Buddha-Statuen für ihr Seelenheil bitten. Hier werden wir dann auch das erste Mal von einer Gruppe junger Mädels ziemlich begeistert fotografiert Smiley.

P1080088 (600x800) P1080077 (600x800) P1080087 (600x800)

Den letzten Tag in Yangon verbringen wir in Cafes und Teehäusern und vertrödeln so die Zeit bis zum Nachtbus. Weil die Fahrt vom Hotel zum Busbahnhof Aung Mingalar angeblich 2,5 Stunden dauern soll (“lots of traffic”), sind wir zeitig genug wieder im Hotel. Die Fahrt dauert  dann doch nur eine gute Stunde und es wäre noch schneller gegangen, wenn der Taxifahrer den Bus gleich beim ersten Mal gefunden hätte. Die Busstation ist mit nichts zu vergleichen, was wir schon an Busstationen gesehen haben. Es ist eine “Stadt” für sich, der erste Eindruck erschreckend: eine riesige Fläche auf der “Wracks” von Bussen stehen, daneben Haufen von “Ersatzteilen”, alles in einem riesigen Ölfleck. Hier sollen wir einsteigen? – Nein, dieser Teil ist anscheinend nur die “Open – Air – Werkstatt”. Die Busse der gefühlt hundert unterschiedlichen Firmen fahren in einem anderen Teil ab. Hier reihen sich nicht nur die einzelnen Büros und Warteräume aneinander, auch Food stalls und kleine “Tante – Emma Läden” gibt es hier. Davor wechseln sich Reisebusse unterschiedlicher Qualität mit Gepäck, Fracht, Reisenden und den Stühlen und Tischen der Essenslokale ab. Auf der verbleibenden “freien” Gasse drängeln sich Taxis und Kleinlaster an abfahrenden Bussen und den zahlreichen Myanmaren, die hier einer Beschäftigung nachgehen, sei es z.B. Fußball spielen, vorbei. Oder kurz gesagt: Chaos! Unser VIP-Bus ist hier quasi die Luxusvariante. Bagan wir kommen!

 



Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>